Die wissenschaftliche Beschaftigung mit Grossreichen und Imperien hat in den letzten Jahren einen merklichen Aufschwung erfahren. Die Auswahl der Untersuchungsbeispiele erfolgte dabei allerdings meist selektiv und betrachtete einzelne Imperien isoliert voneinander, ohne die jeweiligen gesamthistorischen Komplexitaten und machtgeschichtlichen Konsequenzen einzubeziehen. Diesem Defizit entgegenzuwirken, war das erklarte Ziel einer einwochigen Grosskonferenz in Hildesheim, die der Tatsache Rechnung trug, dass eine epochenubergreifende, interdisziplinare und vergleichend angelegte Bearbeitung des Themas nicht von geschichtswissenschaftlicher Einzelforschung, sondern nur gemeinsam von ausgewiesenen Fachexperten geleistet werden kann.
Die beiden von Michael Gehler und Robert Rollinger herausgegebenen Bande umfassen uber 60 Beitrage, die imperialen Staatsbildungen erstmalig in einer universalhistorischen Weise nachspuren, wobei alle Fallbeispiele in Realgeschichte und Rezeption nach einheitlichen Kriterien vergleichend untersucht werden. Damit wird das Thema Imperium zum ersten Mal in einen welthistorischen Rahmen gestellt und in einem interkontinentalen, zeitlich umfassenden, epochenubergreifenden Kontext analysiert, der bewusst Schwerpunktsetzungen und Wertungen vermeidet. Moderne und antike Imperien stehen ebenso gleichrangig nebeneinander wie aussereuropaische und europaische. Der zeitliche Bogen wird von den altvorderasiatischen Schriftkulturen bis in die neueste Zeit und die Gegenwart gespannt. Kartenmaterialien, Register und Literaturverzeichnisse runden das enzyklopadische Gesamtwerk ab, mit dem die Imperienforschung auf eine neue Grundlage gestellt wird.